Kein Punkt in der Welt der Uhrenpflege wird so mannigfaltig diskutiert wie die Frage nach dem idealen Serviceintervall der mechanischen Armbanduhr. Und so erhalten Sie als Sammler und Uhrenbesitzer abhängig von Ihrer Informationsquelle immer eine Reihe von abweichenden Antworten auf die Frage: Wann ist die Revision meiner Armbanduhr notwendig?

Gerne möchten auch wir unseren Hut in den Ring werfen und Ihnen die Frage hinsichtlich des idealen Serviceintervalls aus der Perspektive eines Serviceuhrmachers beantworten.

Warum ist die Wartung meiner Uhr überhaupt notwendig?

Das höchstwahrscheinlich größte Verkaufsargument für das Produkt, welches wir täglich bearbeiten ist die komplexe und im gleichen Maße faszinierende Mechanik, welche sich im Inneren der Uhr, die wir am Handgelenk tragen, abspielt. Und während diese Mechanik zwar hinsichtlich der Materialien und Technologien in den letzten Jahrzehnten weiterentwickelt wurde und gereift ist, so kann sich auch dieses mechanische System nicht vor den grundlegenden Verschleißerscheinungen retten. Denn unabhängig von den Eigenheiten, welche ein mechanisches Uhrwerk mit sich bringt, muss festgehalten werden: Wir betrachten und bearbeiten eine Symbiose aus Rädern, Hebeln und Federn. Ein System in dem Reibung, Federkräfte, Schwingungen und Umdrehungszahlen die selben Folgen haben wie in jedem anderen mechanischem System auch. Etwaige Vergleiche zwischen der Belastung einer mechanischen Uhr und der Laufleistung eines PKWs sollte fasst allen Uhrensammlern bekannt sein.

Herstellerempfehlung oder tatsächlicher Bedarf?

Doch wann ist die Revision tatsächlich notwendig? Während die strikte Einhaltung der Herstellervorgabe mit ca. 3 bis 5 Jahren (in Abhängigkeit von der Komplexität der jeweiligen Uhr) zwar eine
gängige Alternative ist, möchten wir Ihnen anbei zeigen, wann Ihre Uhr die Notwendigkeit eines Services von ganz alleine ankündigt.

Die wohl wichtigste Veränderung, die Ihre Uhr durch den alltäglichen Gebrauch und Verschleiß im Laufe der Jahre durchläuft,
ist die Änderung der Reibung zwischen den einzelnen Komponenten des Uhrwerks. Reibungsverhältnisse verschlechtern sich. Oberflächen werden rauer und Schmierstoffe weniger effektiv. Während diese Änderungen zwar optisch nicht wahrnehmbar sind, ohne die Uhr von Fachleuten öffnen und inspizieren zu lassen, so gibt es drei Faktoren, die auf eben jenen Verschleißzustand deuten lassen.

  • Gangverhalten: Ein zuverlässiger Indikator für den mechanischen Zustand der Uhr ist das Gangergebnis. Wenn Sie als Träger einen starken Vor- oder Nachgang der Uhr feststellen, welcher im Bereich von mehreren Minuten am Tag liegt, so kann dieses schlechte Gangergebnis auf die Notwendigkeit einer Revision hinweisen. Natürlich kann es neben dem allgemeinen Verschleiß hierfür auch andere Gründe geben (ein Beispiel ist in diesem Fall der Magnetismus). Dennoch: Bei stark abweichenden Gangergebnissen lohnt sich der Gang zum Uhrmacher.
  • Neben dem Gangverhalten der Uhr ist auch die Gangreserve eine wichtige Kennzahl zur Einschätzung des mechanischen Zustands einer Uhr. Wie lange soll Ihre Uhr laut Hersteller im optimalen
    Zustand laufen? Stellen Sie auch hier starke Abweichungen fest? Dann empfehlen wir auch in diesem Fall, die Uhr von Ihrem Uhrmacher inspizieren zu lassen.
  • Neben der Ganggenauigkeit und -dauer gibt es noch einen haptischen Aspekt, auf welchen wir Sie hinweisen möchten: Wie viel Kraft ist notwendig, um Ihre Uhr per Hand aufzuziehen? Dreht
    sich Ihr Rotor bei Handaufzug mit? Die Kraftverhältnisse, die zwischen dem zentralem Energiespeicher der Uhr (dem Federhaus) und dem Benutzer der Uhr bei Handaufzug liegen sind relativ hoch. Die hier beanspruchten Teile sind meist aus Stahl gefertigt und in Stahl gelagert. Eine verschleißfreie Funktion ist nur bei optimaler Schmierung gewährleistet. Sollte der Handaufzug schwergängig sein ist das ein möglicher Indikator für den bald fällig werdenden Service.

Ähnlich wie beim Handaufzug kann es auch beim zentralen Bauteil der Automatik-Baugruppe, dem Rotor, zu sichtbaren Verschleißerscheinungen kommen. Sollte sich jener Rotor bei Aufziehen der Uhr mitdrehen, so liegt ein Schmierstoff oder Komponentenproblem in der Automatik-Baugruppe Ihrer Uhr vor.

Unsere Empfehlung: Die Korrelation zwischen Kosten und dem Serviceintervall beachten

Sollten Sie sich für einen hohen Serviceintervall entscheiden ist es wichtig zu betonen, dass es auf Grund des erhöhten Verschleißes schnell zu Folgeschäden kommen kann. Ein Beispiel: Durch das lange Tragen Ihrer Automatikuhr verschleißt das Kugellager Ihrer Schwungmasse. Der Rotor hat in diesem Zustand ein deutlich vergrößertes Höhenspiel und kann in diesem Zustand bei Tragen der Uhr andere Gestellteile (Brücken und Kloben) beschädigen.
Sollten Sie sich nun für eine Revision der Uhr entscheiden ist meist der Austausch der genannten Gestellteile notwendig. Nun befinden wir uns um Bereich einer Uhren-Reparatur. Die meisten freien Uhrmacher können hier nicht mehr weiterhelfen und der Gang zum jeweiligen Hersteller ist zwingend erforderlich.

Doch ist dieser Effekt so schlimm? Das kommt drauf an.

Sollten Sie eine Uhr mit Standardwerk tragen (ETA 2824, Sellita SW-200, Valjoux 7750 etc.) so ist dieser Effekt stiefmütterlich zu behandeln. Die Ersatzteile für diese Kaliber sind vergleichsweiße preiswert verfügbar und eine Instandsetzung ist sowohl beim Uhrmacher Ihres Vertrauens wie auch beim Hersteller möglich. Hier empfehlen wir: Tragen Sie Ihre Uhr, bis Sie den Verschleiß selbst feststellen können. Achten Sie hierbei auf die von uns definierten Punkte: Gangdauer, Ganggenauigkeit und das Feeling beim Aufziehen Ihrer Uhr.

Sie verfügen über eine Uhr mit Manufakturkaliber oder haben eine Uhr mit einer komplexen Finissage? Halten Sie hier die Herstellerangabe hinsichtlich des Serviceintervalls ein. Etwaige Zusatzkosten durch den Austausch von Teilen, welche über die gängigen Verschleißteile hinausgehen entstehen auf diesem Weg nicht.

Sie haben Anregungen oder Fragen zu unserem Beitrag? Ihre Uhr könnte einen Service benötigen?

Gerne stehen wir Ihnen als Ansprechpartner zur Verfügung. Wir freuen uns auf Ihre Anfrage.

Häufig gestelle Fragen

Wie kann man seine Uhr einschicken?

Wir bieten Ihnen eine Reihe von Möglichkeiten, um Ihre Uhr versichert in unser Atelier einzuschicken.

Gerne lassen wir Ihnen eine Versandbox zukommen. Hier finden Sie ein Versandlabel sowie ein Uhren Travel Case, mit welchem Sie die Uhr sicher verpacken und schnell zu uns schicken können.

Alternativ lassen wir Ihnen gerne nur das Versandlabel zukommen. So können Sie Ihre Uhr in Eigenregie verpacken und im Anschluss an einem UPS Access Point in Ihrer Nähe abgeben. Die Sendung erreicht uns dann in den folgenden Werktagen.

Sollten Sie sich eigenverantwortlich um den Versand Ihrer Uhr kümmern wollen, so schicken Sie Ihren Zeitmesser an:

Gräser & Lichtenberg

Parkstraße 71

01809 Heidenau

Nach Ankunft Ihrer Uhr in unserem Atelier lassen wir Ihnen umgehen eine Eingangsbestätigung zukommen.

Mit welchen Kosten ist bei einer Revision zu rechnen?

Die Kosten, die bei einer Revision entstehen sind abhängig von der Art der Uhr sowie vom Umfang der zu erledigenden Arbeiten. Sollte sich der Arbeitsaufwand im Rahmen einer Standardrevision bewegen und Ihre Uhr über ein Standardkaliber verfügen (vgl. ETA 2892, Sellita SW-200, Valjoux 7750 etc.), so freuen wir uns, Ihnen folgende Positionen anbieten zu können:

Großer Service Mechanisch (Automatik, Datum)                              298,00€

Großer Service Mechanisch Chronograph                                            446,00€

Bitte beachten Sie, dass der Austausch von gängigen Werkersatzteilen bereits im oben genannten Preis enthalten ist.

Sollte der Tausch von anderen Teilen der Uhr notwendig oder gewünscht sein, erstellen wir Ihnen gerne einen individuellen Kostenvoranschlag.

Wie ist der Ablauf der Revision im Atelier?

Nach der ersten Serviceanfrage erhalten Sie umgehend eine Rückmeldung von einem unserer Uhrmacher. Ein Uhrmacher begleitet Sie über den gesamten Arbeitsprozess und fungiert für Sie als Ansprechpartner.

Zusammen mit Ihnen besprechen wir den Status Quo Ihrer Uhr und legen zusammen den Serviceumfang fest. Im Austausch mit Ihrem Uhrmacher werden die Kosten für die Wartung oder die Reparatur Ihrer Uhr abgestimmt.

Nach der Auftragserteilung beginnen wir mit unserer Arbeit. Bei der klassischen Revision demontieren wir das gesamte Uhrwerk sowie alle Gehäuseteile. Das Uhrwerk wird auf verschlissene oder defekte Teile geprüft. Diese werden im Anschluss ausgetauscht oder instandgesetzt. Nach der Reinigung der einzelnen Uhrwerkskomponenten beginnen wir mit der fachgerechten Montage des Uhrwerks. Hier achten wir insbesondere auf die herstellergerechte Schmierung und Einstellung des Uhrwerks. Ihre Uhr wird in unserem Atelier in 6 Lagen geprüft und einreguliert.

Nachdem Zifferblatt und Zeiger wieder korrekt mit dem Uhrwerk verbunden sind, beginnt ihr Uhrmacher mit dem Einschalprozess. Uhrwerk und Gehäuse werden wieder vereint wobei nicht nur auf das saubere Einschalen geachtet wird: Verschlissenen oder beschädigte Dichtungen werden im Zuge der Revision ausgetauscht, um die Wasserdichte Ihrer Uhr wieder herzustellen. In der abschließenden Endkontrolle kontrolliert Ihr Uhrmacher die technische Funktion der Uhr und das mehrtägige Gangergebnis. Nach einer abschließenden Sichtkontrolle wird die Uhr wieder versichert und gut verpackt zurück an Sie verschickt.

Während des gesamten Prozesses hält Sie Ihr Uhrmacher auf dem Laufenden und steht Ihnen bei jeglichen Rückfragen zur Verfügung.

Wie lange dauert die Bearbeitung der Uhr?

In der Regel beträgt der durchschnittliche Aufenthalt Ihrer Uhr in unserem Atelier 4 Wochen. In dieser Zeit ist das Einlaufen der Uhr sowie die korrekte End- und Gangkontrolle der
Uhr möglich. Wir möchten dennoch darauf hinweisen, dass es aufgrund von Lieferengpässen bei ggf. notwendigen Ersatzteilen zu Verzögerungen kommen kann. Auf diese haben wir leider keinen Einfluss.